Mittwoch, 9. Januar 2013

Meine erste Schallplatte:- Hans Nieswandt über Sailor - Trouble


Ok. werte Leserschaft, frohes Neues und alles und WHAT A WAY TO START 2013!
No introduction necessary, Hans Nieswandt gibt uns die Ehre seine erste Langspielplatte, wie man damals sagte, mit uns zu teilen!

Ich muss zugeben, es gibt zwei erste LPs in meinem Leben: die erste in meinem Besitz. Und die erste selbstgekaufte. Erstere besitze ich immer noch, es handelt sich dabei um das exzellente Album „Keeps Us Off The Streets“ der englischen Jeansband Hello, erschienen 1975. Ich hatte es damals meiner Mutter in einem Freiburger Kaufhaus abgebettelt, weil ich „New York Groove“ so cool fand, und das tue ich bis heute. Mit Hello liege ich bis heute goldrichtig. Aber ich habe diese Platte eben geschenkt bekommen, das gilt irgendwie nicht.
Mein erstes selbstgekauftes Album kam nicht viel später, im selben Jahr. Ich hatte entschieden, mein karges Taschengeld ausgerechnet in das Album „Trouble“ der ebenfalls englischen Band Sailor zu investieren. „A Glass Of Champagne“, neben „Girls, Girls, Girls“ das bekannteste Lied der Platte und der Band überhaupt, fand ich nämlich auch super. Während ich aber Hello in all den Jahren, die seitdem vergangen sind, nicht ein einziges Mal in Frage gestellt habe, verkaufte ich Sailor schon wenige Jahre später. Leute, die seit neuestem Van-Der-Graaf-Generator- und Guru-Guru-Platten hatten, konnten unmöglich auch welche von Sailor haben, so meine törichte, juvenile Auffassung. Wegen solchen sogenannten „Häutungen“ habe ich eine Menge Platten unterwegs verloren, um die es mir heute sehr leid tut. Allerdings nicht um „Trouble“.
Denn natürlich war ich von „Trouble“ schon bald ziemlich enttäuscht. Kein einziger Song war auch nur annähernd so gut wie „A Glass Of Champagne“. Ich hätte besser die Single kaufen sollen. Es war der typische Fehlgriff eines unerfahrenen Elfjährigen. Das doofe 20er-Jahre-Nostalgie-Image der Band, mit ihrem Nickolodeon und Glockenspiel, Matrosenhemden und Schlägermützen, sagte mir als Glamrock-Fan garnichts, das war Karneval. Es war der Dampfhammerbeat und der strahlende Popchorus dieser einen Single, die auch heute noch gut sind und das Lied sogar für einen neuen Edit empfehlen könnten.
Letzten Sommer kam es in Düsseldorf zu einer unerwarteten Begegnung mit meinen frühen, kurzfristigen Helden Sailor: ich sollte nach einem ihrer Auftritte auflegen, kurios, kurios. Mein ehemaliger Star, Sänger Georg Kajanus, war schon lange nicht mehr dabei. Dafür erfuhr ich, dass Keyboarder Phil Pickett zwischenzeitlich Mitglied von, schau an, Culture Club war und unter anderem den Hit „Karma Chamaeleon“ mitverfasst hatte. Es war eine Schuhmessen-Party in einer Strandbar-Kulisse, das passte zur Band, sie machte schwer Stimmung, wie in die Jahre gekommene Urlaubs-Briten in Ibiza eben. Danach hatte ich leichtes Spiel.

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